Speckkar Nordwand, Karwendel, ‘Hundert Wasser 8’ und ‘Woodstock 10-‘
5. September 20182 neue alpine Sportkletterouten im Halleranger
2009, Noch rechtzeitig vor Einbruch der kĂ€lteren Jahreszeit bzw. der Feuchtigkeit in den NordwĂ€nden des Karwendels und noch vor Dieters Baubeginn können Dieter Stöhr und Reini Scherer ihre Projekte im Halleranger abschlieĂen. Vierzehn Klettertage am Felsen, zehn davon im Halleranger, so die magere Ausbeute der diesjĂ€hrigen Klettersaison. Traurig aber wahr, in frĂŒheren Jahren war dies die Zahl der jĂ€hrlichen Rasttage. Anfangs war das Wetter immer zu unsicher und dann war zwischen der Organisation von Wettbewerben, Routenbau im Tivoli, Familienurlaub und Bauverhandlungen einfach zu wenig Zeit, um öfter in die Berge oder irgendwie an den Felsen zu kommen. DafĂŒr war das Training in der Halle umso intensiver und voranging auf diese Projekte konzentriert. Und was dabei herausgekommen ist, das kann sich sehen lassen.
Alleiniges Ausbouldern mit Steigklemmen an den Fixseilen, BĂŒrsten und Putzen in der Route, 3 Haken umbohren, schlieĂlich die einzelnen SeillĂ€ngen rotpunkt versuchen, und immer wieder der 2 x 2 Stundenmarsch mit den bis zu 30 kg schweren RucksĂ€cken vom Halltal ĂŒbers Lafatscher Joch ins Halleranger. Kein Wunder, dass anfangs die Knöchel, schlieĂlich das Knie und zu guter Schluss auch noch die Bandscheiben immer mehr in Mitleidenschaft gezogen wurden, … und Dieter am letzten Tag sogar noch Reini`s Rucksack zu Tal tragen musste.
Die QualitĂ€t dieser Routen, die QualitĂ€t des Felsens und die LinienfĂŒhrung sind einzigartig, traumhaft schön und super originell und auch die Zeit, die wir auch heuer wieder im Hallerangerhaus bei Georg und Anni verbracht haben und bei denen wir uns fĂŒr ihre Gastfreundschaft bedanken möchten, ist unvergesslich.
Info zum Zustieg:
Eine Möglichkeit besteht ĂŒber das Halltal (4 ⏠Maut) und Lafatscher Joch Richtung Halleranger: ca 2 Stunden. Gute Radlfahrer können das Rad bis knapp unter das Joch mitnehmen â bis dort fĂ€hrt auch der JĂ€ger mit dem Auto â Es verkĂŒrzt den Zustieg zwar nur minimal, aber beim Abstieg (Abfahrt sehr anspruchsvoll!) spart man sicher ĂŒber 45 min.
Die andere Möglichkeit ist mit dem Fahrrad von Scharnitz (4 ⏠ParkgebĂŒhr) ĂŒbers Hinterautal, vorbei an der Kastenalm zum Hallerangerhaus. Der steile Ansteig nach der Kastenalm wird meist geschoben. Die Anfahrt ist zwar etwas lĂ€nger (mind. 2,5 Stunden), dafĂŒr kann man aber in 45 â 60 min mit dem Fahrrad bequem wieder zum Auto zurĂŒck.
2. Hundert Wasser, 200 m, 8. Grad, 6 Sl
Charakter: In diesem Schwierigkeitsgrad mit Sicherheit eine der schönsten, fotogensten und originellsten Routen im ganzen Karwendel. Quer ĂŒber eine aâŠglatte Wand zieht von links unten nach rechts oben ein Verschneidungs- und Risssystem, welches von der Schönheit und der FelsqualitĂ€t seines Gleichen sucht. Die Route beginnt mit einer Ă€uĂerst anspruchsvollen, stumpfen Rissverschneidung, geht dann weiter ĂŒber eine senkrechte Piazschuppe und fĂŒhrt in einen 40 m langen, diagonalen Quergang, der in einem Rissystem in einer glatten Wand gehangelt wird. Dann kommt mit 2 SeillĂ€ngen das SchmuckstĂŒck der Route: eine 60 m lange, super zerfressene, senkrechte Wasserrille in der GröĂe und Stumpfheit einer Dachrinne. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus!
Die einzelnen LĂ€ngen: 8 (30m), 7- (30m), 8- (40 m), 8- (30m), 8 (35 m), 5 (35 m)
Material: 11 Express, 70 m Einfachseil fĂŒr die 35 m Abseilpiste
Hinweis: Abseilen ĂŒber die Route. Bitte die Abseilkarabiner belassen. (Vom 3. Stand gerade ĂŒber den Ăberhang hinunter 35 m AbstĂ€nde)
Die erste SeillÀnge ist identisch mit David Lama seinem Projekt, welches dann nach links in die glatte Wand zieht.
Vorsicht: die derzeit letzte SeillĂ€nge ĂŒber den Abschlusskamin ist noch etwas brĂŒchig, gefĂ€hrlich und daher noch nicht empfehlenswert, weil sich der Stand direkt unter dem Kletterer befindet. Auf einen Ausstieg zur Rampe wurde deshalb noch verzichtet. Es ist aber angedacht die Route noch ganz hinaus zu machen und intensiv von losen Blöcken zu befreien.
Versierte Alpinisten wĂŒrden aber auch so mit einigen mobilen Hilfsmitteln ĂŒber eine weitere SeillĂ€nge den Weg im 4 Grad hinaus finden und könnten so ĂŒber die groĂe Rampe nach links im 2er GelĂ€nde absteigen.
Im Bereich der Abseilpiste haben die Erstbegeher bereits damit begonnen einen direkten und leichteren Zustieg zur kaminartigen Ausstiegsverschneidung von unten zu erschlieĂen.
Beste Jahreszeit fĂŒr diese N Wand, in der nur um 7 Uhr frĂŒh und um 7 Uhr abends fĂŒr wenige Minuten die Sonne scheint: Juli â September nach einigen regenfreien und vor allem an warmen Tagen. Ab Mittag sind die Temperaturen meist angenehmer als zu frĂŒh am Morgen.
Erstbegeher: Scherer Reini und Dieter Stöhr Sept. 2009
3. Woodstock, 220m, 10-, 7 Sl
Charakter: Sehr schwere und technisch Ă€uĂerst anspruchsvolle Wandkletterei an einer kleinen, senkrechten, offenen, stumpfen und abdrĂ€ngenden, aber 70 m langen Verschneidung als SchlĂŒsselpassage. Die schwierigsten Meter sind die ersten 10 m Wandkletterei in der 2. LĂ€nge (9+/10-) gefolgt von einer 70 m langen Verschneidungskletterei im 9. Grad. Der Felsen hat 5 Sterne QualitĂ€t und besticht in seinen letzten 2 LĂ€ngen mit einer traumhaften Wandkletterei im 8. Grad. Bei der Erstbegehung wurde beim Ausstieg ( = letzen 2 LĂ€ngen) irrtĂŒmlicherweise der Riss âSchattenspielâ von Zak/Walch saniert. In RĂŒcksprache mit den Erstbegehern, denen wir angeboten hatten die Haken wieder zu entfernen, wurden diese aber belassen. Im Anschluss daran haben wir heuer, ob der EigenstĂ€ndigkeit unserer Linie, die wunderschöne Wandkletterei knapp links davon eingerichtet, âŠ. und es hat sich ausgezahlt.
In diesem Schwierigkeitsgrad mit Sicherheit eine von âŠ, wenn nicht die schönste Route im Karwendel!
Die einzelnen LĂ€ngen: 6+ (35m), 9+/10- (40m), 9+ (20m), 9 (20m),
7 (35m), 8 (35m), 8 (35m)
Material: 17 Express, 70 m Einfachseil fĂŒr die 35 m Abseilpiste
Hinweis: Abseilen ĂŒber die Route, oder Ausstieg ĂŒber 2er GelĂ€nde und Rampe nach links.
Dank auch an Lama David und WĂŒrtele Andy einerseits fĂŒr die Hilfe beim Ausbouldern und andererseits fĂŒr das geduldige Sichern und an Jorg Verhoeven fĂŒr das âEinkletternâ im Hallerangerfelsen.
Erstbegeher: Scherer Reini und Dieter Stöhr Sept. 2008 â Sept. 2009. Begonnen wurde mit der Erstbegehung im Vorstieg bereits im September 2008 bei leichtem Regen und Schneefall. Nachtrag: Rotpunkt Scherer Reini 2010.